Auf in die Karibik

Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker und reist uns brutal aus unserem kurzen Tiefschlaf. Ein Moment der Orientierung ist erforderlich, bis wir realisieren, dass wir gerade nicht in unserem eigenen Bett aufwachen, sondern in dem „Stundenhotel“ am Frankfurter Flughafen...

Um 6:20 Uhr besteigen wir den Shuttlebus zum Terminal. Dieser liegt zwar in Sichtweite, ist aber nur umständlich über die Autobahn zu erreichen. Am Check-In zahlen sich unsere Packbemühungen aus, denn unsere beiden Koffer bringen zusammen exakt 40,0 kg auf die Waage. Ein wenig enttäuschend ist hingegen, dass unser Handgepäck überhaupt nicht gewogen wurde, nachdem wir auch dieses unter größten Entbehrungen auf lediglich 6kg reduzieren konnten. 

Vermutlich war der Mitarbeiter am Schalter auch nicht in Konfrontationsstimmung, nachdem sich direkt vor uns ein kleines menschliches Drama abgespielt hatte: Ein recht betagtes und etwas klappriges Ehepaar musste das Einchecken für den Flug zur Karibik-Kreuzfahrt leider verweigert werden, da ihnen nicht bekannt war, dass für die Einreise in die Dominikanische Republik ein Reisepass erforderlich ist. Die Ärmsten hatten lediglich ihre Personalausweise im Gepäck und mussten nun im kalten Deutschland bleiben. Betretenes Schweigen und ehrliches Mitgefühl ob dieser Tragödie machte sich in der Schlange der Wartenden breit, aber es nützte alles nichts, für die Beiden war der Urlaub bereits zu Ende, bevor er begonnen hatte.

Obwohl wir bereits drei Stunden vor Abflug eingecheckt hatten, wurde die Zeit für ein geplantes, gründliches Frühstück am Gate dann doch recht knapp, da wir nicht bedacht hatten, dass ein deutscher Beamter seine festen Gewohnheiten und Arbeitszeiten hat, denn wir standen mit Hunderten anderer Reisewilliger eine gefühlte Ewigkeit vor der noch geschlossenen Ausreisekontrolle. Als die Staatsmacht dann endlich ihrer hoheitlichen Aufgabe nachzukommen gedachte, waren wir nach der anschließenden Sicherheitskontrolle und den am Frankfurter Flughafen naturgemäß weiten Laufwegen deutlich später am Gate als wir geplant hatten. 

Vor uns lag nun ein knapp zehnstündiger Flug über den Atlantik. Dieser verlief im Großen und Ganzen recht angenehm. Der Service an Bord war deutlich besser als befürchtet. Allerdings hatten wir Sitzplätze im hinteren Teil der Maschine und zwar dort, wo offensichtlich diejenigen Mitreisenden platziert wurden, die den Mut oder möglicherweise gar den Wahnsinn aufbrachten, trotz und mit ihren Kleinstkindern auf die Reise zu gehen. Selbst einen Säugling konnten wir unweit von uns ausmachen. Wir müssen an dieser Stelle dem Eindruck vorbeugen, dass wir etwas gegen Kinder hätten, ganz im Gegenteil! Und grundsätzlich ist es auch eine durchaus brilliante Idee, einen Familienurlaub mit kleinen Kindern auf einem AIDA-Kreuzfahrtschiff zu verbringen, aber sicherlich doch nicht, wenn den Wohnort und das Schiff der Sehnsüchte ein Ozean und eine Distanz von 7.600km trennen.

Dennoch gelang es uns, einen Großteil des Fluges dank Schlafmaske, Nackenhörnchen und einem Noise-Cancelling-Kopfhörer zu verschlafen.

Der Anflug auf La Romana war grandios. Wir flogen in relativ niedriger Höhe über die kleine Stadt und direkt über die AIDAPerla hinweg, bevor die Boeing 767 auf der Landepiste des kleinen Flughafens von La Romana aufsetzte. Beispiellos unkompliziert war das weitere Prozedere, um auf das Schiff zu gelangen. Anders formuliert: Es gab kein Prozedere!

Wir wurden über eine Treppe direkt in das 30 Grad warme, wunderbar angenehme Tropenklima aus dem Flieger entlassen und gingen zu Fuß über das Flugfeld direkt zu den in etwa 300 Metern entfernt wartenden Bussen, die uns dann in 10 Minuten zum Kreuzfahrtterminal brachten. Es gab keine offizielle Einreise, keine Passkontrolle, nichts dergleichen (gut, dass das unglückselige Paar vom Check-In in Frankfurt das niemals erfahren wird). Unsere Koffer haben wir übrigens erst auf der Kabine wiedergesehen. Was für ein grandioser Service!

 

Eigentlich hatten wir vor, am Abend noch einmal einen Spaziergang durch La Romana zu machen, allerdings machte sich langsam bemerkbar, dass der heutige Tag mit unserer langen Reise in Richtung Westen für uns durch die Zeitverschiebung um 6 Stunden verlängert wurde. Als wir gegen 18 Uhr beim Abendessen saßen, ging unser Körper noch davon aus, dass es bereits Mitternacht sei. Da war die Motivation zu einem Landgang verflogen.

Noch deutlicher wurde der Jet-Lag bei der Seenotrettungsübung um 21:15 Uhr Ortszeit, als die Uhr in Mitteleuropa bereits 3:15 Uhr anzeigte. Viele mit uns angereiste Urlauber sind während der Belehrung nach Eintreffen in der sogenannten Musterstation tatsächlich im Sitzen eingeschlafen. Selbst eine junge Mutter schlummerte zusammen mit ihrem Kleinkind auf dem Schoß tief und fest.

Als wir schließlich die Schwimmwesten wieder ablegen durften und das Schiff hinaus in die Dunkelheit des karibischen Meeres glitt, war dann endlich, endlich richtig URLAUB!!!

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