Curaçao

Um 8 Uhr machen wir nach einer nächtlichen Seereise von 72 Seemeilen (124 Kilometer) im Hafen von Willemstad auf Curaçao fest. Auf den ersten Blick erkennt man, dass diese Stadt und auch die Insel ein anderes Kaliber sind als die zuvor von uns besuchte Insel Aruba….

Mit seiner Fläche von 444 Quadratkilometern ist Curaçao die größte Insel der niederländischen Antillen.

Wer nun als erster Europäer seinen Fuß auf dieses Eiland setzte, ist bis heute ein Streitthema. War es nun der Spanier Alonso de Ojeda oder der Italiener Amerigo Vespucci (der Namensgeber des ganzen Kontinents)? Dieser Streit ist überflüssig, denn das Eiland war zu diesem Zeitpunkt im Jahre 1499 bereits von den Arawak-Indianern besiedelt.

1634 kamen dann die Holländer und deportierten die ansässigen Spanier kurzerhand nach Venezuela. Die Ureinwohner der Insel bereiteten den Niederländern hingegen kein Kopfzerbrechen, denn um die hatten sich zuvor schon die Spanier „gekümmert“. Ein bekannter Name, der zumindest allen Rauchern ein Begriff sein dürfte, taucht in der Inselhistorie auf: Im Jahre 1642 wurde nämlich Peter Stuyvesant erster Gouverneur von Curaçao.

Politisch gehört Curaçao auch heute noch dem Königreich der Niederlande an. Innerhalb der Niederlande gilt Curaçao als autonomes Land, völkerrechtlich hingegen ist es Teil der Niederlande. Das klingt alles etwas kompliziert, ist es auch. 

Die Landschaft die einen hier erwartet, ist weniger spektakulär. Die Insel ist relativ flach, einige wenige Hügel reichen von ihrer Höhe her nicht aus, um dem Passatwind genügend Feuchtigkeit und Regen zu entlocken. Üppigen Regenwald sucht man hier also vergebens. Die Landschaft erinnert eher an die afrikanische Savanne. Wirklich spektakulär ist Curaçao jedoch unter Wasser, aber dazu später mehr an geeigneter Stelle. Die Inselhauptstadt Willemstad ist auf jeden Fall einen Besuch wert. 

Man stelle sich Amsterdam vor, das ganze hübsch bunt angemalt und auf einer tropischen Insel befindlich. Et voílà: Man befindet sich in Willemstad! Die Stadt wird durch einen etwa 300m breiten Meeresarm geteilt. Wiederum verbunden wird die Ortschaft durch die Königin-Emma-Brücke, die eigentlich gar keine Brücke ist, sondern ein Schwimmponton, der an einer Seite mit einem Scharnier am Ufer befestigt ist und bei Bedarf einfach zur Seite geschoben wird, um selbst große Seeschiffe durch den Sund in einen natürlichen Tiefwasserhafen passieren zu lassen. Aber auch dazu später mehr.

Willemstad in der Abenddämmerung
Willemstad in der Abenddämmerung

Heute starten wir mal mit Sandras Bericht:

Auch heute heißt es wieder für mich rauf aufs Fahrrad, um die Insel Curacao zu erkunden. Die heutige Tour ist ebenso wie gestern 28km lang und weist 350 Höhenmeter auf. Nach der üblichen Einweisung durch die AIDA-Biking-Guides starten wir unsere Fahrt. Das Schiff hat direkt am Megapier in Willemstad festgemacht, nur unweit der Königin-Emma-Brücke, welche über die St. Anna-Bucht führt. Diese überqueren wir sogleich um vom Stadtteil „Otrabanda“ (übersetzt „andere Seite) nach „Punda“ zu gelangen. Über die lange Brücke schieben wir, denn es sind viele Leute unterwegs, und merken gleich, wie die Brücke sich unter unseren Füßen wacklig bewegt - es handelt sich um eine Pontonbrücke. Drüben angekommen steigen wir wieder auf und radeln kurz vorbei an wunderschönen Giebelhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, bevor wir uns in die Vororte von Willemstad aufmachen. Die Landschaft ist karg, die Vegetation sehr trocken und leider muss ich sagen, dass mir im Vorbeifahren nichts besonders Schönes aufgefallen ist. Wir machen kurz Halt an einem Obststand am Straßenrand und versorgen uns mit Bananen für die Weiterfahrt zum Strand. Eine schöne Idee, so kann ich die karibische Variante der Banane probieren und mit dem Geschmack der kanarischen Sorte vergleichen. Gegessen wird die Banane später, nun erst einmal weiter zu unserem heutigen Ziel, dem Strand am Blue Bay Beach Resort. Ursprünglich von den Amerikanern für ihre Gäste aus Amerika angelegt, mit Golfplatz und allem was Amerikanern wichtig ist, ist es heute zum Einen eine Hotelanlage, es finden sich dort aber auch Appartements für Residenten. Das Resort und der Strand sind nicht öffentlich, es muss Eintritt bezahlt werden. Das haben die Guides jedoch bereits vorab für uns erledigt. Im Resort angekommen überlege ich, was ich die nächsten 2 Stunden machen werde. Zunächst geselle ich mich zu weiteren „Alleinreisenden“ aus der Fahrradgruppe, bis Guido mich entdeckt (er ist fürs Tauchen dort) und mich von hinten anstuppst. Darüber freue ich mich sehr, denn ich sehe meinen Schatzi wieder und habe nun auch nicht das Problem, wer auf meine Sachen aufpasst, während ich zum Schwimmen gehe. Guido hatte bereits eine Liege belegt, die ich nutzen konnte und so mache ich es mir dort gemütlich. Karin, die Frau von Guidos Tauchbuddy liegt neben mir, wir passen gegenseitig auf unsere Sachen auf und können so abwechselnd ins Wasser. Wie schön! Schnell noch ein paar Fotos von Guidos Einstieg ins Meer zum zweiten Tauchgang gemacht und dann relaxen bis zur Abfahrt zum Schiff. 

Die Rückfahrt gestaltet sich etwas schwieriger, denn bereits zu Beginn müssen wir einige Höhenmeter überwinden, was bei den heißen Temperaturen von 30 Grad und Sonnenschein nicht einfach ist. So passiert es dann auch, dass eine Mitfahrerin kurz davor ist wegen Erschöpfung vom Fahrrad zu fallen und wir Anderen dadurch zu einem willkommenen Extrastopp kommen. Nun bin ich froh, kurz vorher die Banane gegessen zu haben. Diese war angenehm süß und sehr gut, auch für meine Kondition. Mit Füße hochlegen und einer Dreifachdosis Dextro-Energie versorgt, geht’s unserer Ohnmachtskandidatin schnell wieder besser und die Fahrt kann weitergehen. Entlang eines Küstenweges, das türkisblaue Meer neben uns, fahren wir dem Schiff entgegen. 

Und was gibt es Neues aus Neptuns Reich zu berichten? 

Kurze Antwort: So einiges!

Lange Antwort:

Nach der gestrigen, eher enttäuschenden Taucherfahrung auf Aruba gehe ich heute weniger euphorisch ans Werk. Statt mit dem Tauchboot direkt zum ersten Tauchspot geht es heute zunächst einmal mit dem Bus zum sogenannten Blue-Bay-Resort, einer abgeschirmten Wohn- und Hotelanlage, wo sich angeblich die Schönen und/oder Reichen tummeln. Dieser Ort ist unser Ziel, weil sich dort eine Tauchbasis an einem schönen karibischen Strand befindet. Die Tauchgangsplanung klingt interessant und stellt in dieser Art eine Premiere für mich dar, denn nachdem wir unsere Tauchausrüstung zusammengebaut und angelegt haben, müssen wir durch die Bucht schwimmen, um von einem Segelkatamaran aufgenommen zu werden, der hier nicht anlegen kann. Der Segler befördert uns zu unserem ersten Tauchplatz. Hierbei handelt es sich um eine Stelle, wo der Meeresgrund steil abfällt. Das Wasser ist hier etwas kühler als bei den gestrigen Tauchgängen auf Aruba, denn kühles, nährstoff- und sauerstoffreiches Tiefenwasser strömt am Hang entlang nach oben. Dadurch hat sich hier eine reiche Meeresflora und -fauna angesiedelt. Bereits nach dem Sprung vom Boot bemerke ich die hervorragenden Sichtverhältnisse. Bei einer Sichtweite unter Wasser von rund 20m lassen sich bessere Fotos schießen als am gestrigen Tage. Und meine erste Vorahnung bestätigt sich. Ein fast vertikaler Unterwassergarten aus Korallen, Schwämmen, Gorgonien und Anemonen liegt auf meiner linken Seite, während zur Rechten nur das tiefe, unendliche  Blau des karibischen Meeres zu sehen ist. Viele bunte Fische lassen sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören. Hier finde ich endlich, was ich gesucht habe, den karibischen Tauchertraum!

Genau eine Stunde lang dürfen wir zu Gast sein in diesem grandiosen Korallengarten,  bevor uns der Katamaran wieder aufnimmt und zurück zum Blue-Bay-Resort fährt. Dort verbringen wir unsere Oberflächenpause am Strand. Auch Sandra hat es mittlerweile per Drahtesel hierher geschafft, so dass wir den Strand kurze Zeit gemeinsam genießen können. 

Der zweite Tauchgang startet dann direkt vom Strand aus. Ob die meisten Badegäste hier immer noch so gerne ins Wasser gehen würden, wenn sie wüssten, dass nur etwa 30m vom Strand entfernt der Grund etwa 40m tief steil abfällt? Wir erleben einen ähnlich schönen Tauchgang wie am Morgen vor der Küste. Als ich später aus dem Wasser komme, fühle ich mich unglaublich tiefenentspannt. Tatsächlich habe ich vermutlich noch niemals einen so entspannten Tauchgang erlebt. Bevor wir wieder zum Schiff gefahren werden, sitze ich noch eine Weile mit meinem neuen Tauchkameraden (Tauchjargon: Buddy) Frank und seiner Frau Karin im Schatten einer Strandbar und gemeinsam kosten wir ausgiebig von dem landestypischen Rumpunsch, während sich Sandra bereits wieder auf ihrem Drahtesel quält.

Unser Schiff verlässt Willemstad heute erst gegen 22 Uhr. Einem schönen, entspannten Abendspaziergang durch Willemstad steht also nichts im Wege. Beim Verlassen des Schiffes befindet man sich bereits direkt in der Stadt. Die schönen alten Häuser aus der Kolonialzeit suchen wir hier zunächst vergebens. Dafür gibt es viel neue Architektur, die dem alten Stil nachempfunden wurde und auch in den bunten karibischen Farben strahlt. Durch einen schön angelegten Park gelangen wir zu einer alten Festungsanlage, die auf modern gestylt ist und mit netten Cafés, Restaurants und anderen Läden gefüllt wurde. Überall erinnern herumstehende Kanonen an den alten Verwendungszweck dieser Anlage, die einst die Zufahrt zum Tiefwasserhafen von Willemstad bewachte. Nun überqueren wir die Königin-Emma-Brücke, Sandra bereits zum zweiten Male an diesem Tage. Auf der anderen Seite des Meeresarms sehen wir dann auch die Altstadt. Es ist eine besondere Atmosphäre, denn es ist Sonntagabend und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Am Ufer der Hafeneinfahrt haben es sich Einheimische mit ihren Kühlboxen und Klappstühlen gemütlich gemacht, einige haben die Angel ausgeworfen. Andere füllen Bars und Restaurants auf den Plätzen und Fußgängerzonen. Statt beim Tatort genießt man hier den Sonntagabend in der Wärme der karibischen Nacht mit Familie oder Freunden. Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt und saugen dieses Flair in uns auf. Das größte Gebäude in der Stadt ist mit Abstand die AIDA Prima, die auch von hier aus noch sehr imposant aussieht und in der nächtlichen Festbeleuchtung ein schönes Bild abgibt. 

Zufrieden nach einem erlebnisreichen Tag und einem genialen Abend sowie um eine Curaçao-Starbucks-Tasse und einen Kühlschrankmagneten reicher, fallen wir schließlich in die Koje und verschlafen die kurze nächtliche Überfahrt zu unserem nächsten Ziel: Bonaire!

Mehr Bilder zu Curaçao gibt es demnächst in einem Fotoalbum, sobald wir wieder Landgang und somit besseres Internet haben!

Zurück zum Tagebuch

Zurück zur Startseite