Grenada

Nach einem Tag auf See macht die AIDAPerla im Hafen von St. George’s auf Grenada fest, welches die südlichste der westindischen Inseln ist. Grenada ist auch bekannt als Gewürzinsel. Angeblich soll es hier überall herrlich duften nach Zimt, Muskatnuss und Vanille. Deshalb wollen wir heute auch eine Plantage in den Bergen besichtigen und anschließend durch den Regenwald zu einem Wasserfall wandern…

Schon als wir nach dem Aufstehen den Vorhang öffnen und einen ersten Blick riskieren, wird klar, dass das hier eine andere Welt ist als die zuvor besuchten ABC-Inseln. Dieses Eiland ist grün und hügelig. In der Inselmitte erheben sich Berge an denen sich Passatwolken stauen. Das kommt uns ja irgendwie heimisch vor. Doch hier oben gibt es, im Gegensatz zu den Kanaren, dichten tropischen Regenwald mit Seen und Wasserfällen. Deshalb müssen wir ja auch unbedingt da hoch!

Bereits kurz nach 8 Uhr verlassen wir das Schiff. Unser erstes Etappenziel ist der Nationalpark Grand-Étang. Unsere Wandergruppe wird nicht im Bus hinauf in die Berge gefahren, denn Busse gibt es auf Grenada nicht. Es gibt nicht einmal einen sogenannten „ÖPNV“. Alles was es gibt, sind private Kleinbusse, die als Bus und Taxi gleichzeitig fungieren und den gesamten Verkehr ohne Fahrplan und Haltestellen auf der Insel bewältigen. Jeden Morgen starten diese privaten Taxibusse von einem großen Parkhaus in der Inselhauptstadt St. George’s direkt neben dem Kreuzfahrtterminal. Wie emsige Honigbienen aus ihrem Stock schwärmen diese Fahrzeuge von dort jeden Morgen in alle Richtungen über die Insel aus. Wer so ein Taxibus benötigt, stellt sich einfach an den Straßenrand und hält eines dieser fleißigen Bienchen an, wenn es zufällig vorbeifährt und noch einen Platz frei haben sollte. Unser Fahrzeug ist mit uns bereits komplett und zwängt sich durch die belebten Straßen von St. George’s bergauf in Richtung Grand Ètang-Nationalpark, vorbei am neuen, von den Chinesen „gesponserten“ Fußballstadion, dem Friedhof und durch einige Vororte, die aus bunten Holzhütten bestehen. Vorbei geht es an Dörfern mit französisch klingenden Namen, wie Beaulieu oder Vendome, obwohl Grenada ja lange Zeit eine britische Kronkolonie gewesen und die Amtssprache demzufolge hier Englisch ist. Unser „Taxifahrer“ ist technisch bestens ausgestattet mit Mikro am Headset sowie Lautsprechern und macht aus der Fahrt gleich eine geführte Inseltour, indem er uns mit vielen interessanten Informationen rund um die Insel füttert, während er nebenbei das Fahrzeug sicher durch den chaotischen Verkehr jongliert. Hier und da hält er an und pflückt am Straßenrand schnell mal Blüten und Früchte, um sie ins Fahrzeug zu holen und herum zu zeigen. Darunter Bougainvillea, die hier besonders prächtig wachsen, Hibiskus und eine Brotfrucht. Schnell haben wir die Stadt verlassen und tauchen ein in eine üppig-grüne Vegetation. Schließlich erreichen wir den Kratersee Grand Étang. Schon wieder ein französischer Name!

Nun wird es doch Zeit, einen kurzen Rückblick auf Grenadas Geschichte zu werfen, um herauszufinden, wie sich die vielen französischen Ortsnamen erklären lassen. In der Tat hat Grenada eine recht wechselvolle Geschichte vorzuweisen: Niemand geringerer als Christoph Kolumbus höchstselbst sichtete die Insel auf seiner dritten Reise nach Westindien im Jahre 1498. Da die Insel jedoch von einem sehr wehrhaften Indianerstamm, den sogenannten Kariben (=den Namensgebern der Karibik), bewohnt war, gelang es den Spaniern nicht, die Insel in Besitz zu nehmen. Erst den Franzosen gelang es gegen Mitte des 17. Jahrhunderts die Kariben zu unterwerfen und die Insel für Frankreich einzuverleiben. Sie gründeten 1650 dort eine Hafenstadt mit dem Namen Fort Royale, der zum wichtigsten französischen Flottenstützpunkt in der Karibik wurde. Die Franzosen tauften die Insel auf den Namen „La Grenade“. Die Engländer nahmen dann die Insel im Jahre 1783 endgültig für die britische Krone in Besitz. Aus der Hauptstadt Fort Royale wurde dann St. George’s. 1974 schließlich wurde Grenada in die Unabhängigkeit entlassen. In den Fokus der Weltöffentlichkeit rückte Grenada kurzzeitig, als im Jahre 1983 US-amerikanische Truppen hier landeten, weil die Insel in Zeiten des Kalten Krieges gerne zu den blockfreien Staaten gehören wollte und neben den guten Beziehungen zu den USA auch entsprechend gute Beziehungen zu Kuba und der Sowjetunion unterhalten wollte. Das fand nicht den Zuspruch der USA mit den bekannten Konsequenzen.

Der Grand-Étang-Nationalpark wurde um einen fast kreisrunden Kratersee herum angelegt. Dieser See soll rund 200 Meter tief sein und speist sich aus dem hier reichlich fallenden Regenwasser. Ganz in der Nähe befindet sich ein Aussichtspunkt („Lookout“) von dem man einen Blick auf die Ostküste Grenadas hat, wo der Atlantik seine Wellen an das Ufer wirft. Die Insel bildet nämlich die natürliche Grenze zwischen Karibik und Ozean. Von der Atlantikseite kommt eine angenehm kühle Brise den Berg heraufgezogen. Wir hingegen kamen über die Westküste, durch schwül-warme Tropenluft. Nur einige Kilometer weiter verlassen wir den Bus endgültig und starten unsere Wanderung. Auf dem Weg zu den Wasserfällen „Seven Sisters“ durchqueren wir eine Plantage. Wir hatten große Felder mit Monokulturen erwartet, tatsächlich empfängt uns eher ein Garten Eden, in dem alle möglichen exotischen Nutzpflanzen durcheinander wachsen. Hervorzuheben ist der Muskatnussbaum. Die Frucht sieht fast aus wie ein kleiner, heller Apfel, darin verbirgt sich jedoch dieses einzigartige Gewürz in einem Kern, der durch eine purpurrote Haut umgeben wird. 

Auch Zimtbäume gibt es hier, deren geschälte Rinde einfach in der Sonne trocknet, wobei sich diese dann wölbt und so zu den bekannten Zimtstangen wird. Auch an Kakaobäumen kommen wir vorbei, an denen dicke Kakaofrüchte hängen. Am Wegesrand passieren wir eine Bretterbude, die Gewürze, Schokolade aus heimischen Kakaobohnen und Rum anbietet. Letzterer soll angeblich immer noch nach einem Rezept von 1768 hergestellt werden. Ich (Guido) darf von dem Feuerwasser kosten. Erst anschließend erfahre ich, dass der edle Tropfen 69 Umdrehungen hatte, was das Brennen in der Kehle erklärt. Die Straßenverkäuferin reicht mir grinsend etwas Wasser, um das Feuer zu löschen. Zwar sieht die Wasserflasche nicht sonderlich vertrauenserweckend weil unhygienisch aus, aber es handelt sich um einen Notfall und ich vertraue darauf, dass der Alkohol alle bösen Keime abtötet. Mit weichen Knien wird die Wanderung fortgesetzt. Das kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn vor uns liegt ein rutschig-matschiger Abstieg zu den Wasserfällen. Schon von Weitem hören wir das Rauschen des Wassers. Als wir die Wasserfälle erreichen, wollen wir uns nur noch die Klamotten vom Leibe reißen, denn auf mehreren Stufen befindet sich vor dem jeweiligen Wasserfall ein natürliches Becken („Planshing-Pool“). Kurzum, beim Wunsch, sich der Sachen zu entledigen, ist es nicht geblieben. Was für eine angenehme Erfrischung! Und der Suffkopf wird auch wieder klar. Es ist ein unbeschreiblich tolles Erlebnis, unter dem imposanten Blätterdach des Regenwaldes hier im frischen Wasser zu liegen. Das ist einer dieser Magic-Moments im Leben!  

Viel zu schnell geht es auf dem selben Wege, den wir gekommen sind, zurück zu dem treu auf uns wartenden Taxibus. Erledigt von den starken Eindrücken dieser Wanderung (und den Nachwirkungen des Rums?!) erreichen wir das Schiff. Dort machen wir uns frisch und nutzen den Nachmittag noch für einen kurzen Landgang, der hauptsächlich den Zweck hat, am Hafengebäude noch ein wenig günstiges Internet abzugreifen, um endlich unsere Fotoalben auf die Seite hochzuladen. 

Bereits am frühen Abend verlassen wir die Insel und fahren in den Sonnenuntergang hinein auf dem Weg zu unserem nächsten Abenteuer, das uns in 161 Seemeilen (299 Kilometern) erwartet - Barbados!

Mehr Fotos zu unserem Tag auf Grenada sind im Fotoalbum zu sehen!

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