Barbados

Wir wissen nicht wie es euch geht, aber beim Namen Barbados hatten wir bisher immer Bilder im Kopf von kiffenden Rastafaries in kleinen bunten Holzhütten, von Puderzuckerstränden und eben einer typisch karibischen Insel. Auch meine ich, dass es über diese Insel mal einen Schlager gab, komme aber nicht mehr drauf wie der hieß und von wem der war….

Bereits die Ankunft im Hafen von Bridgetown war dazu angetan, unser Weltbild über Barbados gehörig auf den Kopf zu stellen. Denn für karibische Verhältnisse ist der Hafen geradezu gigantisch. Mit der AIDAPerla teilten an diesem Tag drei weitere Kreuzfahrtschiffe das Hafenbecken, wenn man den Segler Sea Cloud II zu den Kreuzfahrtschiffen dazurechnen möchte, dann waren es gar vier weitere Schiffe. Bridgetown ist mit seinen 95.000 Einwohnern für karibische Verhältnisse eine Großstadt. Auf der ganzen Insel, die übrigens die östlichste in der Inselgruppe der kleinen Antillen ist, leben rund 250.000 Einwohner. Mit seiner Fläche von rund 429 Quadratkilometern gehört Barbados deshalb aber nicht zu den größten Inseln in der Region. Im Unterschied zu den übrigen Antillen ist Barbados jedoch nicht vulkanischen Ursprungs, sondern entwuchs einem Korallenriff, dass aus tektonischen und somit indirekt doch wieder vulkanischen Gründen aus dem Meer aufstieg. Die höchste Erhebung der Insel ist der Mount Hillaby mit lediglich 331 Metern. 

Auch reger Seehandelsverkehr findet in diesem Hafen statt. Als wir uns zu Fuß vom Schiff zum Kreuzfahrtterminal im Hafengelände fortbewegten, kreuzte mehrfach einer dieser Containertransporter, also diese merkwürdigen Fahrzeuge mit den vier langen Beinen unseren Weg. Unser Ziel war der Busbahnhof auf der anderen Seite des Terminals, von wo die Bustouren ins Landesinnere starten.

Nach vielen Tagen sportlicher Höchstleistungen wollen wir uns heute mal ganz bequem mit neuen Bildern und Informationen berieseln lassen. Auf diese Weise wollen wir das wahre Barbados entdecken bei einer Fahrt über Land bis an die wilde Ostküste und auf eine alte Plantage, die als Museum restauriert wurde. Zunächst jedoch führt die Tour entlang der Westküste in Richtung Norden. Gleich hinter einer alten Zuckerrohrfabrik auf dem Hafengelände befinden sich die ersten kleinen bunten Wohnhäuschen am Spring Garden Highway. Dort führt in Sichtweite der Kreuzfahrtschiffe der sogenannte Rihanna-Drive ab. Diese Straße wurde nach der berühmtesten Tochter dieses Stadtteils benannt. Was dann folgt, überrascht uns und zerstört unser bisheriges Bild von Barbados komplett: Ein mondänes Luxushotel reiht sich an das nächste, ab und zu ein Golfplatz oder ein Yachthafen. Diese Gegend kann locker mit Nizza, Cannes oder Malibu mithalten. Atemberaubend schöne Strände finden sich hier mit puderzuckerweißem Sand. Ein karibischer Traum wie aus dem Bilderbuch. Alles für die Schönen und Reichen. Viel amerikanische Prominenz und Geldadel sind hier anzutreffen und haben hier zumindest einen Zweitwohnsitz. Das hatten wir in dieser Dimension hier wirklich nicht erwartet. Irgendwann biegt der Bus dann nach rechts ab und steigt ins Hinterland auf. 

Hier finden sich große Zuckerrohrfelder und wir kommen gerade recht zur Erntezeit. Das Hinterland kann nicht mit dichtem Regenwald aufwarten, wie wir ihn einen Tag zuvor auf Grenada erlebt haben, vielmehr wird scheinbar die ganze Insel sehr intensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier und da gibt es mal ein kleines Wäldchen, aber Natur pur sieht anders aus. Dennoch ist die Insel üppig grün und viele exotische Pflanzen stehen am Wegesrand. Wir machen einen Stopp an einem verfallenen Plantagenhaus, dass durch mehrere Wirbelstürme (Hurricanes) und Erdbeben in der Vergangenheit arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Ruine steht inmitten eines kleinen Wäldchens aus Mahagonibäumen und wir können uns der besonderen Aura, die diese Anlage umgibt,  nicht entziehen.

Das Anwesen steht auf einer Anhöhe und wir können von hier oben bereits die wilde Ostküste von Barbados sehen, wo der Atlantik für einen ganz anderen Charakter der Insel sorgt. Dort fahren wir nun auch gleich hinunter zum Surferparadies Bathseba. Luxushotels sucht man hier vergebens. Allerdings haben viele Insulaner hier ihre Wochenendhäuser. Die Gegend hat einen ganz speziellen Charme und überall spürt man die Britische Vergangenheit.

Wir machen Halt an einer alten anglikanischen Kirche und unsere Tour wird zusehends eine Zeitreise ins Viktorianische Zeitalter. Morbider Charme macht sich breit als wir auf den Grabsteinen an der Kirche die Inselgeschichte ablesen können. Alles ist ganz typisch Englisch, nur eben dass sich alles unter Kokospalmen und Brotfruchtbäumen abspielt. Wir bleiben im 19 Jahrhundert auch beim nächsten Stopp auf der Sunbury Plantage. Liebevoll wurde das Herrenhaus so hergerichtet, dass man den Eindruck gewinnt, der Gutsherr und seine Familie könnten jeden Augenblick in ihre Gemächer zurückkehren.

Viel dreht sich hier auf Barbados um das Zuckerrohr und all’ die schönen Sachen, die man daraus herstellen kann, insbesondere natürlich den Rum. 

Am frühen Nachmittag ist der Bus zurück in Bridgetown und bahnt sich seinen Weg durch die verstopften Straßen, vorbei am Sitz des Premiersminister, der aktuell eine Premierministerin ist, vorbei am Parlament, dem Bankenviertel und Einkaufszentren. Bridgetown ist wirklich eine Großstadt. Uns ist durch unsere Reise über die Insel und durch die Hauptstadt klar geworden, dass Barbados ganz anders ist als die anderen westindischen Inseln, die wir bisher besucht haben. Schon durch die flachere Topographie war es bereits in Zeiten der Kolonialismus möglich, die Insel landwirtschaftlich besser zu nutzen als die bergigen Nachbarinseln. Selbst Industrie hat sich hier angesiedelt, demzufolge ist auch die Infrastruktur deutlich besser ausgebaut als auf den Nachbarinseln. Es gibt gute Straßen, sogar Autobahnen und einen großen Flughafen mit Direktflügen nach Europa und in die USA, was zusammen mit den Puderzuckerstränden deutlich mehr Urlauber und entsprechend auch Investoren auf die Insel lockt. Barbados ist wesentlich vielseitiger als die Nachbarinseln und man spürt, dass der Lebensstandard höher ist als in der Karibik üblich. Man ist diesbezüglich zwar noch entfernt von europäischen Verhältnissen, aber es lässt sich aushalten.

Hier auf Barbados nimmt die AIDAPerla auch noch Gäste auf und schickt andere dafür nach Hause. Diesem Umstand verdanken wir einen verlängerten Aufenthalt bis 22 Uhr. Leider müssen wir bereits um 20:30 Uhr alle wieder an Bord sein, da mit den Frischlingen an Bord wieder eine Seenotrettungsübung vor dem Auslaufen für alle Passagiere an Bord vorgeschrieben ist. Vorher jedoch haben wir noch Zeit, an Land nach gutem, schnellen und günstigen Internet zu suchen. Die Suche ist erfolgreich und wir können zwei komplette Fotoalben mit beachtlichem Datenvolumen auf die Reise in unsere Google-Cloud schicken und das in einer Geschwindigkeit, wie wir sie zu Hause kaum haben. So wird dieser Tag in jeder Hinsicht ein erfolgreicher.

Als unser Schiff endlich den Hafen von Bridgetown verlässt, liegen wir bereits todmüde in den Kojen und träumen von St. Lucia, dem nächsten Etappenziel auf unserer Reise.

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